alpin: arco – parete san paolo – via „ in memoria di ugo ischia “

Überhänge bei Seillänge 7 - nach etwas Umschauen nach Griffen schön zu kletter...
Via „In memoria di Ugo Ischia“ mit 9 SL, ungefähres Wandbild
Via „In memoria di Ugo Ischia“ mit neun Seillängen, ungefähres Wandbild

In Arco, Europas italienische Wonnehauptstadt des Kletterns, direkt im Sarcatal liegt im südlichen Abschnitt der Parete San Paolo die Via „In memoria di Ugo Ischia“. Mit 9 SL gehört sie zu den längeren Führen dieser Wand. Trotzdem ist kein Stress geboten, auch wenn man wie wir an diesem Tag in einer Dreierseilschaft klettert.

Vom kommunalen Campingplatz Arcos, dem Campeggio Arco unterhalb des Colodris, ist sie zu Fuß gut erreichbar, wie eigentlich alle Routen dieser Wand. Ungefähr 15 Minuten braucht man von dort zum Einstieg, d.h. absolut DolceVita-geeignet: ausschlafen, genüsslich frühstücken, am Zelt den Gurt anziehen und zum Einstieg schlendern.

Topo auf klettern-sarcatal.com

Für die „Ugo Ischia“ hat es auf klettern-sarcatal.com ein für die Orientierung hinreichendes Topo: SL-Längen, Stände, mehrere Bewertungsabschnitte pro SL und topographische Merkmale sowie Richtungsverläufe – mehr nicht. Eine Deluxe-Topo, wie von bergsteigen.at, in dem die Lage und die Art jeder einzelnen Zwischensicherung verzeichnet ist, haben wir nicht gefunden. Als Entschädigung fanden wir eine Route vor, die, im Gegensatz zu den immer gern genommenen bergsteigen.at-Routen, keine nennenswerten Abspeckungen aufweist und in der wir den ganzen Tag alleine kletterten.

II – VI+, Bäume und gute Haken

Die 2007 u.a. von Heinz Grill neu geführte Route weist Schwierigkeitsgerade zwischen II und VI+ auf (UIAA), wobei die ersten 6 SL – mit Ausnahme einer eher winzigen, aber trotzdem angenehm erholsamen IVer-Stelle – zwischen V und VI+ liegen. Die oberen 3 SL sind bis auf einen letzten VI-er Überhang leichter. Die Absicherung ist gut: viele vorgefädelte Sanduhren und einige nicht allzu betagt wirkende Normalhaken. Bis auf einen empfehlenswerten Friend am ersten Überhang, auf den das Topo explizit hinweist, ist die Dichte der vorhandenen Zwischensicherungen gut. An den Ständen findet man mindestens einen soliden Bohrhaken oder zuverlässige Bäume.

Quergang_2SL_940
Das Topo verspricht in der zweiten Seillänge eine „exponierte Querung“ (VI-) und hält dieses Versprechen mit einer ersten wunderbaren Aussicht über das Sarca-Tal.

 Ab in die Wand – Einstiegsverschneidung

Rissverschneidung_3SL_580
Die 3. Seillänge beginnt mit einer kurzen griffreichen Rissverschneidung.

Die Route beginnt mit einer Einstiegsverschneidung (V+), die auch als solche geklettert werden möchte. Die zweite SL wartet nach einer kleingriffig strukturierten Wandpassage mit dem ersten Überhang auf, der – wie es uns schien – nur mit einer etwas höheren körperlichen Reichweite als VI- zu klettern ist.

Wen hier der sportliche Ehrgeiz oder die Länge der Arme verlässt, kann aber bequem „A0-en“. Danach verspricht das Topo eine „exponierte Querung“ (VI-) und hält dieses Versprechen auch mit einer ersten wunderbaren Aussicht über das Sarca-Tal. Ein quer verlaufender Riss auf Hüfthöhe bietet ausreichend Griffe bei der Suche nach guten Reibungstritten.

Die 3. SL beginnt mit einer kurzen griffreichen Rissverschneidung (V+) und besteht dann im wesentlichen aus steilen Platten, deren Höhepunkt eine kompakte Platte (VI+) kurz vor dem Stand bildet. Hier ist eine gewisse Gnadenlosigkeit gegenüber den eigenen Füßen erforderlich, die es in kleine, scharfkantige Trittlöcher zu quetschen gilt.

Nix für die Botanik-Hasser unter den Kletterern

Trotz geografischer Zugehörigkeit zu den Alpen klettern wir hier im Sarcatal gerade einmal auf Mittelgebirgshöhe. Das ist nix für die Botanik-Hasser unter den Kletterern. Zwar hat man später im Jahr häufig einen besänftigen Wildkräuterduft in der Nase, aber gerade die Wand von San Paolo ist über eine weite Strecke von einem dichten Gehölzband durchzogen, das besondere Anforderungen stellt.

Botanik-Direttissioma, nix für die Botanik-Hasser unter den Kletterern!
Botanik-Direttissioma, nix für die Botanik-Hasser unter den Kletterern!

Im letzten Jahr ist die „Ugo Ischia“ offensichtlich aufwendig gepflegt worden und die Führe wurde sehr beherzt durch dieses Gehölzband durchgeschnitten.

Überhang_4SL_300
Überhang in der vierten Seillänge

Wer hier kurz vor dem Gehölzband in der 4. SL einer großzügig mit glatten Platten umzingelten Schlinge zu Gunsten des deutlich griffiger wirkenden Plattenrandes ausweicht, landet in einem Bereich, der von diesen Pflegemaßnamen ausgenommen war bzw. sogar als Komposthaufen für den Gehölzschnitt verwendet wurde. Rutschiges Geröll und Steinschlaggefahr machen solche Exkurse an dieser Stelle nicht sehr interessant.

Schlüsselstelle in der 5. Länge

Die 5. SL bildet mit zwei VI+-Platten sicher die Schlüsselseillänge. Finger- und Füße-malträtierende Griffe und Tritte sind hier gegenüber der 3. SL nochmal gesteigert vorzufinden. In dieser SL quälte zudem noch eine erhebliche Seilreibung, für die wir keine vermeidbare Ursache ausmachen konnten.

Die IVer-Stelle in der 6. SL empfanden wir als wohlverdiente Erholung. Die Dichte der Zwischensicherungen ließ hier allerdings nach, was etwas mehr Orientierungszeit erforderte.

Genuss zum Schluss

Nun folgte abschließendes Genussklettern in den SL 7 bis 9, deren Abschnitte überwiegend im IV‑er und V‑er Bereich bewertet waren. Auch der letzte ernstzunehmendere Überhang (VI) in der 7. SL war nach etwas Umschauen nach Griffen sehr schön zu klettern, insbesondere im Vergleich zum ersten Überhang in der 2. SL (VI-).

In memoria di Ugo Ischia – Schön, vielseitig gut abgesichert

Am Ende der 9. SL lag eine schöne, weil sehr vielseitige und vor allem an den sportlichen Stellen gut abgesicherte, Route hinter uns. Insgesamt hatten wir rund fünfeinhalb Stunden gebraucht, womit wir zu Dritt recht zufrieden waren.

Ziele… Ziele fernab vom Fels…

Zufrieden auch besonders deshalb, weil nun noch Zeit war, vor dem gemeinsamen Abendessen mit den anderen Seilschaften unserer Gruppe, ein Eis zu essen – so soll es sein, beim DolceVita-Klettern in Arco.

Ziel aller Mühen... die Einsdiele nach 9 Seillängen...
Ziel aller Mühen… die Eisdiele nach neun Seillängen…

 

Routenverlauf und Tipps

Wandbuch_8SL_580
Eintrag ins Wandbuch in der achten Seillänge: Glück auf von den Reviersteigern!

Topo: klettern-sarcatal.com

[Text und Bilder: Ingo und Thorsten. Die Klarnamen sind der Redaktion bekannt ;-)]